alzheimer.ch: Die Heime werden regelmässig kontrolliert durch Mitarbeitende der Krankenkassen. Diese kontrollieren aber nur, ob die Dokumentation richtig geführt wird. Die effektiv erbrachten oder nicht erbrachten Leistungen haben dabei keine Relevanz. Es interessiert offenbar niemanden, wie es den Bewohnern geht. Machen solche Kontrollen Sinn?
Bea Heim: Ob im Spital, in Heimen oder in der Spitex, immer ist spürbar: Die Pflegenden wollen im Interesse der Kranken ihre Arbeit so gut machen wie möglich, zugewandt, mit Wärme und oft sogar mit Humor. Dass sie ihre Arbeit hernach in langen Checklisten dokumentieren müssen, raubt ihnen Zeit und Nerven, gehört aber längst als Pflicht dazu.
Denn ist etwas nicht richtig erfasst, ist der Ärger programmiert. Es werden, während Menschen zu pflegen sind, Erbsen gezählt. Leicht ist das alles nicht. Wie es den Patientinnen und Patienten im Spital geht, muss interessieren, aber weniger die kontrollierenden Krankenkassen als die Betroffenen selbst, die Pflege und die Ärzteschaft.
Wie es den Bewohnerinnen und Bewohnern in Heimen geht, ist auch von den Angehörigen eine oft gestellte Frage. Sie beschäftigt mich und ergeht meinerseits an die Pflegeleitung, die Heimleitung, die kantonale Aufsicht und die Ärzteschaft.
Die Krankenkassen haben die Aufgabe der Rechnungskontrollen und unter diesem Aspekt sind die Kontrollen der Pflegedokumentation wohl ihr einziges Mittel, um ihren Auftrag zu erfüllen.
Doch mit Blick auf die Lebensqualität in Heimen, braucht es natürlich viel mehr. Da stehen alle Obgenannten in der Verantwortung, auch die Aufsichtsbehörden der Kantone.
Pflegende verbringen heute bis zu einem Drittel ihrer Arbeitszeit mit Dokumentieren. Der Kostendruck sorgt dafür, dass sie zusätzlich von der Arbeit mit den Patienten ferngehalten werden, da weniger Personal. Absehbar sind weitere Dokumentationspflichten, wie von Santésuisse bereits angedeutet.
Nur wenige Fragen werden in der Pflege so kontrovers diskutiert wie die Notwendigkeit und der Nutzen der heutigen Form der Pflegedokumentation. Die Positionen reichen von bürokratischer Zusatzbelastung, die von pflegerischen Kernaufgaben abhält, bis hin zur Auffassung, dass die Dokumentation als Nachweis professioneller Pflege und zur Sicherung von Pflegequalität unverzichtbar sei.