Unterstützung durch Freiwillige
Erfahrungsgemäss kämen die Leute, wenn sie eine Kündigung erhalten, erst sehr spät in die Beratung. Dann werde zuerst geschaut, was die Person selbst zur Suche beitragen könne und in welchen Bereichen sie Unterstützung brauche. Auch welche finanziellen Mittel zur Verfügung stehen, wird geprüft und ob ein Anspruch auf Ergänzungsleistungen besteht.
«Je nach Kapazität der Sozialarbeiterin werden Personen bei der Internetrecherche unterstützt, beim Erledigen der administrativen Arbeiten oder beim Erstellen eines Empfehlungsschreibens», sagt Bucher.
Die Sozialberatungen haben aber oft nicht genug Ressourcen, um allen Ratsuchenden umfassend zu helfen. «Für die Begleitung bei Wohnungsbesichtigungen oder für das tägliche Prüfen und Weiterleiten von passenden Inseraten fehlt leider die Zeit», sagt Heidi Jost, Teamleiterin der Sozialberatung bei Pro Senectute Kanton Zürich.
Das Dienstleistungscenter Stadt Zürich von Pro Senectute hat 2015 mit Unterstützung der Age Stiftung und anderer Stiftungen ein Projekt mit Freiwilligen lanciert, die ältere Wohnungssuchende aktiv unterstützen. Nach einer etwas harzigen Anfangsphase kam ab dem zweiten Jahr Schwung in das Projekt, als der Schweizerische Verband der Immobilienwirtschaft (SVIT) Zürich einstieg, das Gebiet ausgeweitet wurde und mehr Freiwillige rekrutiert werden konnten.
Insgesamt wurden 25 Personen unterstützt und begleitet. Die Hälfte davon fand effektiv eine Wohnung. «Für uns ist das als Erfolg zu werten», sagt Heidi Jost, «denn auch bei denjenigen, die keine Wohnung fanden, kam Bewegung in die Thematik.»
Einige entschieden sich, in ein Alters- und Pflegeheim zu ziehen, andere sahen plötzlich wieder die Vorteile ihrer alten Wohnung und stellten die Suche ein.
Das Projekt läuft Ende des Jahres aus und wird aus verschiedenen Gründen in dieser Form nicht weitergeführt. Insbesondere der Einsatz von Freiwilligen ist in der Zukunft nicht zielführend, da deren zeitliche Einsatzmöglichkeiten beschränkt sind.
Gelohnt hat sich die Mühe aber dennoch. Während des Projekts hat Pro Senectute Kanton Zürich viel Öffentlichkeitsarbeit gemacht und damit ältere Menschen und Wohnungsvermieter für die Problematik sensibilisiert.
«Wir möchten einerseits mit dem SVIT im Gespräch bleiben und haben auch Kontakte zu verschiedenen Genossenschaften geknüpft», sagt Jost. Pro Senectute erhofft sich dadurch, dass Vermieter mehr Verständnis für ältere Wohnungssuchende entwickeln und diese Zielgruppe eher als Mieter in Betracht ziehen.
Quoten sind unerwünscht
Neben vermehrter Unterstützung der älteren Wohnungssuchenden gäbe es auch Lösungsansätze auf Seiten der Immobilienbesitzer. Auch Joëlle Zimmerli, promovierte Soziologin und Studienleiterin der HSLU-Studie, sieht das so.
Sie schlägt in ihrer Studie vor (in welcher über 400 institutionelle, gemeinnützige und öffentliche Immobilieneigentümer, Investoren, Liegenschaftsverwalter sowie Vermarkter befragt wurden), beim Erstbezug von Neubauwohnungen einen Mindestanteil von Personen über 65 zu erreichen.
Dies würde unter Umständen bedeuten, dass zusätzliche Vermarktungsmassnahmen ergriffen werden müssten oder länger auf Zusagen gewartet werden müsste. Zimmerlis Vorschlag fand wenig Gehör. «In der Branche betrachtet man dieses Ziel als unnötige Regulierung», sagt sie.
Vor allem private Eigentümer schliessen diese Variante aus. Genossenschaften und die öffentliche Hand könnten sich noch eher damit anfreunden. Allgemein wird aber befürchtet, dass Wohnungen dann zu lange leer stehen würden. «Senioren überlegen meist länger, ob sie eine Wohnung wirklich wollen», sagt Zimmerli. Die Verwaltungen stünden oft unter Druck, frei gewordene Wohnungen so rasch wie möglich zu vergeben.