Im Sommer schrieb ich eine Mail an den Gerontopsychiater und die Hausärztin: »Gestern im Pflegeheim habe ich erfahren, dass Sie ein neues Medikament verschrieben haben, und anscheinend hat Marc nun ruhigere Nächte.
Weshalb konnte dieses Medikament nicht schon gegeben werden, als er noch zuhause war, und ich an den Rand meiner Kräfte geriet, weil ich wegen seiner Unruhe nicht mehr schlafen konnte?
Weshalb werden regelmäßige Untersuchungen und Gespräche über den Patienten erst im Heim gewährleistet? Auch eine pflegerische Unterstützung zuhause wird von den einzelnen Institutionen auf ein Minimum beschränkt (zwei Mal pro Woche einen halben Tag Entlastungsdienst – höchstens!).
Wolkenfische
Dieser Blog handelt von der Alzheimer-Krankheit meines Mannes. Er handelt von Veränderung und Hader, aber auch von Nähe und dem Erkennen, dass die Krise, in die wir gestürzt wurden, uns auf einen Weg bringt, den wir als wahr empfinden.
– Susanna Erlanger
Die Angehörigen müssen sich die Hilfe bei den unterschiedlichen Institutionen mit einem großen Aufwand zusammensuchen.
Diese verschiedenen Stellen, die sich mit den Problemen des Alters beschäftigen, sind weder koordiniert, noch arbeiten sie zusammen. Und ich als Angehörige musste schauen, wie ich irgendwie zu Hilfe kam, von der ich den Eindruck habe, das sie mir nur fürs Nötigste gegeben wurde.
Die private Pflege wird im Vergleich zur institutionellen Pflege so marginal unterstützt, dass sie scheitern muss. Ich möchte Marc zuhause pflegen. Was können Sie mir anbieten, damit dies möglich ist?«
Der Gerontopsychiater antwortete:
Die Betreuung und Pflege stellt bei Demenzbetroffenen eine große Herausforderung dar. Gerne unterstütze ich Sie in Ihrem Vorhaben, Ihren Mann zuhause zu pflegen. Ich kann Ihnen einen Termin in der Klinik anbieten. Dann können wir schauen, was möglich ist.
Die Hausärztin antwortete:
Ich akzeptiere Ihren Vorwurf, aber ich habe mit dem Gerontopsychiater bereits gesprochen, er hatte damals klar andere Empfehlungen gegeben. Wir haben uns an diese gehalten.
Ich schreibe zurück, dass es mich verletzt habe, wie schnell im Heim eine Lösung für Marcs Unruhe gesucht und gefunden wurde, während ich mich wochenlang mit seiner Schlaflosigkeit herumplagen musste. Und vor allem: dass ich ihn deswegen weggeben musste!
Nächsten Montag treffe ich den Gerontopsychiater. Dann sehen wir hoffentlich weiter.
Fluchtgedanken
Am Nachmittag sitzt du auf einem der Sofas und tanzt mit den Händen zur Radiomusik.
»Komm«, sagst du: »Wir gehen hier fort und laufen nach Hause. Oder traust du dich etwa nicht?« Du zeigst mir im Garten die Stelle, an der du versucht hast, über den Metallzaun zu klettern und zu fliehen. Du hast einen Plan, für den du mich ins Vertrauen ziehst, – mich, die dich hier zurücklässt. Du bist seit neunzehn Tagen im Pflegeheim.