Dennoch ist der Alltag wieder da. Dies erlaubt uns, zurückzublicken und genauer hinzuschauen. Es ist nun an der Zeit, uns mit dem Verhalten unserer Arbeitgeber auseinanderzusetzen. Ich denke, es sagt viel über die Qualität des Arbeitgebers aus, wie er mit dieser aussergewöhnlichen Situation umgegangen ist. Als Arbeitnehmer an der Basis sollte sich jeder die Frage stellen:
Hat mich mein Arbeitgeber ausreichend geschützt?
Damit meine ich vor allem das Bereitstellen von Schutzmaterialien wie Desinfektionsmittel, Überschürzen und Mundschütze. Vor allem Letzteres war bei einigen Betrieben offensichtlich Mangelware, weshalb Vorgesetzte auf die glorreiche Idee kamen, diese zu rationieren.
Dies geschah in einem Ausmass, dass diese Schutzmassnahme nicht mehr wirksam war. Kein Feuerwehrkommandant würde einen seiner Feuerwehrleute ohne entsprechende Schutzkleidung in ein brennendes Haus schicken. Doch genau das haben einige Arbeitgeber offensichtlich mit ihren Mitarbeitern getan.
Pflegende sind keine Superhelden, so sehr sie auch in dieser Krise zu eben solchen hochstilisiert wurden.
Ganz zu schweigen davon, dass auch sie ansteckend waren und zum Schutz aller in Quarantäne gehörten. Ich schreibe bewusst in der Möglichkeitsform, da es Betriebe gab, die sich nicht in der Lage sahen, diese Personalausfälle zu kompensieren.
Ihre Lösung sah dann so aus, dass sie ihre Mitarbeiter dazu aufforderten, trotz Krankheitssymptomen weiter zu arbeiten. Ein solches Verhalten demonstriert die Führungsschwäche der Vorgesetzten auf eindrückliche Weise.
Wir alle wissen – es wurde nicht so schlimm, wie wir befürchtet hatten. Jedenfalls in der Deutschschweiz.
Dies und die vielerorts eingeführten 12-Stundenschichten führten zu Minusstunden an der Basis. Und obwohl die Gesetzeslage relativ klar scheint, versuchen viele Betriebe diese Minusstunden auf die Arbeitnehmer abzuwälzen. Ich frage mich, behandelt man so seine Mitarbeitenden, die auf dem Arbeitsmarkt so schwer zu finden sind?
Mit dieser letzten Frage sind wir auch schon beim eigentlichen Thema. Pflegefachpersonen sind rar. Grundsätzlich können sie sich ihren Arbeitgeber aussuchen. Und genau das, sollten wir jetzt auch tun.