Sei gut zu dir! Fünf Strategien zur Selbstfürsorge - demenzjournal.com

Alzheimer und wir

Sei gut zu dir! Fünf Strategien zur Selbstfürsorge

Herz und Blumen für pflegende Angehörige

Sei gut zu dir und gönne dir etwas – nur so kannst du auch gut Menschen mit Demenz begleiten. Bild Peggy Elfmann

Als betreuende Angehörige und Bloggerin erhält Peggy Elfmann viele gute Tipps. Doch zwischen Theorie und Praxis klafft eine Lücke. Mit diesem Beitrag will Peggy dir helfen, solche Tipps im Alltag auch umzusetzen.

Über Selbstfürsorge zu sprechen ist wichtig und gleichzeitig fällt es doch schwer. Das habe ich bei dem Live-Talk in meinem Podcast auch wieder gemerkt. Denn in der Theorie klingt vieles so gut und richtig, aber die guten Ratschläge umzusetzen – das ist dann was anderes. Und dabei ist doch genau das so wichtig, um Alltag mehr Energie zu bekommen. Die Psychologin Jana Toppe hat erklärt, was es mit Selbstmitgefühl auf sich hat und wie es gut tut.

Selbstfürsorge, Achtsamkeit, Auszeit für die Seele – All das sind wichtige Themen, gerade für pflegende Angehörige. Denn im Pflege-Alltag kommt es häufig zu Belastungen. Wer dauerhaft belastet ist, reagiert mit körperlichen Symptomen wie Schlafstörungen, Rücken- und Nackenschmerzen, Schmerzen, Niedergeschlagenheit. Andauernder starker Stress kann auf lange Sicht zu Herz-Kreislauf-Erkrankungen, Magengeschwüre oder Burnout führen.

»Pflegende Angehörige sind besonders anfällig für Burnout, da sie sich intensiv um jemanden kümmern und einen hohen persönlichen Einsatz zeigen, hierfür aber oftmals so gut wie keine Anerkennung erhalten. Darum ist es für diese Gruppe besonders wichtig, gut auf sich zu achten und rechtzeitig Hilfe zu erhalten«, sagte Dr. Jana Toppe im Interview. Sie ist Psychologin und leitet die Online-Beratungsstelle pflegen-und-leben.de.

Gestern haben Jana und ich uns in einem Live-Talk darüber unterhalten und versucht zu ergründen, wie es gelingen kann, mehr Selbstfürsorge im Alltag zu integrieren (Hier ist der Link zum Talk). Denn genau das ist ja oft das Schwierige, finde ich. Eigentlich weiß man, dass kleine Pausen und Freiräume guttun und dass es wichtig ist, etwas für sich zu tun. Aber das mit dem Umsetzen ist dann doch so eine Sache… Janas Tipps, wie es gelingen kann:

1. Schau auf dich

»Am besten macht man regelmäßig einen kleinen Check-in und prüft, wie es einem wirklich geht«, sagt Jana. Denn oftmals schauen wir gar nicht richtig hin, wissen dann nicht, was uns wirklich beschäfit – und was uns guttun kann. Janas Tipp: Einfach morgens oder auch tagsüber ein paar Minuten in sich spüren: Wie geht es mir? Wie ist mein Puls? Wie angespannt bin ich? Wie fühle ich mich? Was passiert in meinem Körper?

Am besten macht man das zur Routine, denn wenn wir etwas regelmäßiger machen, fällt’s leichter. Das kann man auch mit kleinen Tätigkeiten verbinden, morgens beim Kaffeekochen oder im Tagebuch notieren, wie es einem geht. »Ganz viel liegt in der Übung«, sagt Jana.

2. Zeig Selbstmitgefühl

Bei Selbstmitgefühl geht es darum, zu sich selber gutmütig zu sein. »Selbstmitgefühl bedeutet, dass man es sich verzeihen kann, wenn man nicht perfekt ist«, erklärt Jana. Wir machen Fehler, im Leben und natürlich auch in der Pflege und Begleitung eines Menschen mit Demenz. Und selbst, wenn wir alles richtig machen würden, so wäre es doch nie gut genug.

Im Beitrag auf demenzwiki findest du zwölf wichtige Tipps für pflegende Angehörige

demenzwiki

Angehörige

Demenz kann Trauer und Konflikte auslösen – aber auch Beziehungen vertiefen. Angehörige sehen sich mit komplexen Fragen und Aufgaben konfrontiert. Dabei sind sie … weiterlesen

Ich erinnere mich, wie verzweifelt ich einmal war, als ich gemerkt habe, ich kann all das, was ich für meine Mama gerne tun würde, nicht umsetzen. Ich schaffe es nicht. Meine beste Freundin sagte damals »Sei großzügiger mit dir!« Das ist Selbstmitgefühl, mit sich so mitfühlend und großzügig sein, wie man auch mit guten Freunden wäre.

3. Mach es langsam

Im Talk kam von Yasemin Aicher der Hinweis, dass »Geduld, Geduld, Geduld« wichtig ist. Und damit hat sie so Recht. In meinem Alltag muss es meistens schnell gehen, dabei wäre es so schnell vielleicht gar nicht imemr notwendig. Jana sagte: »Wir leben in einer Gesellschaft, die konstant Leistung und Entgrenzung von uns abfordert. Und wir fordern sie auch von uns ab.« Pflegende Angehörige haben zu ihrem Alltag noch die Aufgabe des Kümmerns und Sorgens. Mehr Langsamkeit würde uns allen guttun.

4. Sag auch mal nein

Wir kümmern uns um andere Menschen und das ist wichtig und gut. Denn wir Menschen sind soziale Wesen und brauchen dieses Miteinander. Aber nicht alles, was man macht, muss vielleicht wirklich sein. Oftmals machen wir uns Stress, weil wir denken wir müssten alles erledingen. Öfter mal Nein sagen, kann enorm helfen.

Hier geht’s zu Peggy Elfmanns Podcast über mehr Selbstfürsorge

Spotify/Leben, Lieben, Pflegen

Auch in der Pflege ist das wichtig: Immer wieder die eigene Rolle überdenken und auch schauen, welche Aufgaben man erledigt. Habe ich dafür Kapazitäten? Bekomme ich das noch unter? Oder muss ich einfach mal Nein sagen, weil es mir damit nicht gut geht?

5. Gönn dir Mini-Urlaube

Regelmäßig pflegefreie Zeiten einräumen, das rät Jana. Hilfreich ist ein Netzwerk an Familie und Freunden, aber auch Unterstützungsangebote wie die Tagespflege oder Ehrenamtliche können eine Auszeit verschaffen. Aber oftmals ist auch das schwierig, weil es keine Angebote gibt oder einfach nicht passt.

Mini-Urlaube lohnen sich, und das kann wirklich etwas Einfaches sein. Zum Beispiel gemeinsam Spazieren gehen: Man kommt raus aus dem Alltag, tut sich etwas Gutes und macht etwas Schönes zusammen. Oder auf der Terrasse sitzen, sich über die Sonnenstrahlen freuen und ein Eis essen. Kreativ sein ist erlaubt. Für die Selbstfürsorge-Folge von “Leben, Lieben, Pflegen – Der Podcast zu Demenz und Familie” von Desideria Care haben wir mal ein Worksheet erstellt, auf dem ihr viele Ideen findet (hier geht’s zur Auszeit-Ideen-Liste).

Peggy erzählt von einem Mini-Urlaub

Alzheimer und wir

Ein Wochenende fast wie Urlaub

«Ist das nicht zu viel für Mama?», fragt mein Papa oft. Auch ich frage mich, wie viel Unruhe gut für sie ist. Aber … weiterlesen


Online-Beratung pflegen-und-leben.de

Die Beratungsstelle www.pflegen-und-leben.de bietet allen pflegenden und sorgenden An- und Zugehörigen psychologische Onlineberatung, entweder per Video-Chat oder Videocall. Das Angebot ist kostenlos, datensicher und anonym.