Liebe Mama, die Trauerrednerin hat gefragt, ob ich die Rede halten möchte. Ich habe das in vielen Filmen schon gesehen. Da stehen dann die Kinder auf und sprechen liebevolle, herzzerreißende Worte. Aber mir fehlen die Worte. Ich kann nicht mal im kleinen Kreis wirklich reden. Selbst lieben Menschen sage ich nur: »Meine Mama ist für immer eingeschlafen.« Die Angebote zum Reden sind lieb gemeint und ich weiß es sehr zu schätzen, aber ich mag nicht. Mir fehlen die Worte.
Man sieht die Sonne langsam untergehen und erschrickt doch, wenn es plötzlich dunkel ist.
Franz Kafka
Nichts kann erklären, wie sehr ich dich vermisse. Und auch, wenn der Tod absehbar war, das ist er ja eigentlich immer, denn niemand kommt ohne ihn aus und mit einer fortgeschrittenen Demenz ist er irgendwie näher als in gesunden Tagen. Doch es ist, wie Franz Kafka es mal sagte: »Man sieht die Sonne langsam untergehen und erschrickt doch, wenn es plötzlich dunkel ist.«
Liebe Mama, ich habe dir einen Brief geschrieben. Einen, von dem nur du und ich wissen werden. Ich gebe ihn dir mit und hoffe, dass die Worte dich irgendwie erreichen.
Ich bin dir dankbar für alles, für deine wirklich bedingungslose Liebe und dein Vertrauen in mich und den Mut, den du mir immer wieder gegeben hast. Papa hat vor Jahren mal gesagt: »Du hättest keine bessere Mutti haben können.« Wie wahr! Du warst und bist meine allerbeste Mama, auch wenn mir gerade die Worte fehlen.
Deine Peggy