Eine Achterbahn der Gefühle – das ist die Alzheimer-Erkrankung meiner Mama oft für mich. Meine Mama lebt nun schon seit bald neun Jahren mit der Diagnose Alzheimer – und mit ihr die ganze Familie. Anfangs war ich vor allem traurig und habe viel geweint, mit der Zeit habe ich meinen Gefühlen immer weniger Raum gelassen. Dabei bin ich immer noch traurig.
Darf ich das? Weinen? Ich bin doch gesund – und meine Mama hat den Alzheimer. Was steckt hinter meiner Trauer? Darüber habe ich mit einer gesprochen, die sich auskennt. Anja Kälin vom Verein Desideria hat mir erklärt, warum es vollkommen in Ordnung und sogar wichtig ist, wenn man als Angehöriger traurig ist und wie ich damit umgehen kann. Ich bin ein ruhiger Mensch. Oft zurückhaltend und vorsichtig, aber auch emotional.
Mein Bauch und mein Herz sind meine Taktgeber.
Manchmal bringen sie mich ganz schön aus dem Takt und machen mich traurig. Vor ein paar Tagen erst, ich war mit den Kindern Eis essen. Wir saßen auf einem Bordstein nahe der Eisdiele. Fast direkt neben uns gesellten sich eine Frau und ihre Begleitung im Rollstuhl, eine ältere Dame.
Die ältere Dame sagte nicht viel, die jüngere sprach ruhig auf sie ein. Die beiden teilten sich ein Eis. Die jüngere gab der älteren Dame immer wieder Eis ein. Als ich das sah, dachte ich: «Das können nur Mutter und Tochter sein.» Da war so viel Nähe zwischen den beiden – und ohne es kontrollieren zu können, kamen meine Tränen. Ich dachte an dich, Mama – und daran, wie gerne ich dir etwas von meiner Kugel Dulce de Leche abgegeben hätte.