«Wir bekommen zu wenig Wertschätzung»
«Pflege erhält zu wenig Wertschätzung»
«Meine Wertschätzung ist enorm»
(Der Schweizer Ständerat Erich Ettlin im Rahmen der Debatte zur Pflegeinitiative in der Coronazeit)
Immer zu wenig Wertschätzung: Diesen gefühlten Mangel an Wertschätzung kenne ich aus meiner Zeit als Leiter der Sonnweid. Immer wieder kam dieses Wort an Teamsitzungen, Weiterbildungen, Gesprächen. In der Coronakrise hörten wir oft, dass es an Wertschätzung mangelt. Dafür klatschten dann alle von den Balkonen.
Wenn ich jemanden wertschätze, verstehe ich darunter, dieser Person und ihrem Tun einen moralischen Wert zuzuordnen. Damit sage ich, wie wichtig ihre Arbeit ist oder wie gut diese Person ihre Arbeit macht.
Fragt man Menschen, die nach mehr Wertschätzung rufen, was sie denn darunter verstehen, kommen berufspolitische Forderungen: mehr Lohn, mehr Anerkennung, mehr Entfaltungsmöglichkeiten, bessere Arbeitsbedingungen usw.
Nur das Lob von ganz oben kommt an
Gleichzeitig existiert der Wunsch nach einer nicht-monetären Wertschätzung. Dieser Aspekt scheint mir wichtiger als alle berufspolitischen Anstrengungen. Immer wieder machte ich die Erfahrung, dass ein Lob der direkten Vorgesetzten wenig oder gar keinen Wert hatte. Im Gegensatz dazu aber hatte ein Lob der übergeordneten Stellen einen sehr hohen Stellenwert.
Ein anderer Gedanke schliesst sich da an: Wenn ich nach Wertschätzung lechze, wenn ich dauernd das Gefühl habe, ich erhalte zu wenig davon, frage ich: Warum rufen Pflegende so sehr nach Wertschätzung – so, als würde es ihrem Selbstverständnis als Pflegende einen höheren Stellenwert geben?