7. Dezember 2022
Während ich mich nach unserem gemeinsamen Frühstück an den PC zurückgezogen habe, um über meine Pankreatitis zu schreiben, hat Monsieur Alzheimer dich dazu gebracht, den Abendbrottisch zu decken. Ich habe ihn dezent wieder abgedeckt und dich angeregt, das Wohnzimmer zu saugen. Ausfegen, staubsaugen – das klappt noch und du machst es gern. Trotzdem fühle ich mich schäbig, dass ich mir so meine Schreibzeit erschleiche.
Ich denke daran, wie liebevoll du mich bei meinen Schüben umsorgt hast, wie du mir Kamillentee gekocht und mir die Wärmflasche auf den Bauch gelegt hast. Und ich schicke dich Staubsaugen! Doch ich kann nicht den ganzen Tag mit dir alte Fotos angucken, mir anhören, wie Johnny dir als Kind mit der Gabel auf die Hand geschlagen hat und wie deine Mutter dich zum letzten Mal umarmt hat (Mien Jung! Mien leeve Jung!). Eine Stunde noch hier vor dem PC! Danach werde ich dir wieder geduldig lauschen, interessiert nachfragen, dir Orientierung in deinen brüchig werdenden Erinnerungen verschaffen.
9. Dezember 2022
Beim Frühstück hattest du wieder einen epileptischen Anfall. Der fünfte bisher. Obwohl er diesmal recht heftig war und bestimmt fünf Minuten dauerte, haben wir beide ihn schon fast routinemäßig abgewickelt. Deine Klage, der Gürtel sitze zu eng oder vielleicht sei es auch die Unterhose, ließ meine Alarmglocken läuten, denn genau so begann es auch bei den drei vorangegangenen Anfällen.