28. Dezember 2022
Ich suchte in den nächsten Tagen immer mal wieder dezent nach dem Fotoapparat, den S. dir zu deinem 70. Geburtstag geschenkt hat. Ein (relativ!) einfach zu bedienender Apparat, der dir den Umstieg aufs digitale Fotografieren erleichtern sollte. Du konntest dir damals auch noch die Grundfunktionen aneignen, doch nach deinen eigenen Kriterien hast du damit nur noch geknipst und nicht mehr fotografiert.
Ich finde im Flurschrank vier von deinen alten Fotoapparaten Marke Canon samt diversen Objektiven und sonstigem Zubehör. Keiner funktioniert mehr, aber du kannst dich nicht von ihnen trennen. Mit ihnen hast du fotografiert, nicht geknipst. Stundenlang hast du auf das richtige Licht gelauert, auf den Moment, auf die Stimmung. Einige dieser Fotos wurden in der YACHT und in GEO abgedruckt. Die Fotos, die ich jedoch am meisten schätze, sind die Schwarz-Weiß-Aufnahmen vom Wattenmeer, die in dein Buch Land, das dem Meer gehört aufgenommen wurden. In ihnen finde ich deine tiefe Verbundenheit mit dieser einzigartigen Landschaft wieder. Und deine Liebe zu mir in der Widmung:
Für Birgit, Wattfrau im Meer des Mondes und Tidengängerin im Land unserer Liebe. Dein Bernd.
Mir kommen Tränen, wenn ich das lese. Ist das kitschig? Nicht das Weinen, das gestehe ich mir zu, aber mein Schreiben darüber? Wahrscheinlich schon. Dabei verabscheue ich Tränendrückerei und Heulsusigkeit. Erst gestern haben mich die Schlusssequenzen in einem Spielfilm zum Thema Demenz geärgert, den ich in der ARD-Mediathek entdeckt hatte. In Stiller Abschied spielt Christiane Hörbiger die Unternehmerin Charlotte Brüggemann, der aufgrund ihrer Alzheimer-Erkrankung nicht nur ihre Firma langsam entgleitet, sondern ihr ganzes Leben.