Manchmal fühle ich mich, als würde ich die Titanic an Seilen durch die Wüste ziehen.
Wie wenn ich als Teamleiterin bei der Spitex nicht schon genug damit zu tun hätte, meine Mitarbeitenden zu führen …
Ich muss ihnen eintrichtern, dass sie die Pflegeberichte ausführlich schreiben müssen – und dass sie manchmal genauso viel Zeit dafür benötigen, wie für die Pflege an sich.
Ich muss zusehen, wie eine Pflegefachfrau mehr Zeit am Computer verbringt als sich beim Kunden aufzuhalten. Und ich frage mich: Wofür genau wurde sie eigentlich ausgebildet?
Ich muss über unseren Spitex Fond Geld für Einkäufe bei einer an Frühdemenz erkrankten Frau besorgen, weil sie seit Monaten auf den Rentenbescheid wartet und sich kaum Essen leisten kann.
Wir gleisen Pflegesituationen kostenlos auf, damit ein Mensch mit Demenz nicht per Gerichtsbeschluss in eine Psychiatrie eingewiesen wird, weil er alles ablehnt und uneinsichtig ist, und es Geduld und Zeit braucht, aber keiner dafür zahlen will. Obwohl der Aufenthalt in der Psychiatrie garantiert viel teurer wäre.
Ich ärgere mich masslos, weil wir Reihen von Beweisketten auftürmen müssen, damit man uns überhaupt glaubt, dass wir pflegen.
Mein Gesuch um Erhöhung der Pflegeleistungen bei einem fast 100-jährigen Mann mit mittelschwerer Demenz wurde abgelehnt, da die Verlangsamung keine Begründung ist. Ich weiss, es ist nicht richtig – aber ich wünschte mir, der Vater der Spezialistin wäre an seiner Stelle.
Die Spezialistin einer anderen Krankenkasse schreibt einer an Demenz erkrankten Frau, dass es ihr kaum mehr möglich sein dürfte, sich selbständig in der gewohnten Umgebung zurechtzufinden – die Kasse übernimmt in der Folge nur noch einen Teil der Kosten.