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Lea Sophie
Lea-Sophie König ist 25 Jahre alt und arbeitet als kaufmännische Sachbearbeiterin in der Energiebranche. Vor vier Jahren erkrankte ihre Mutter mit damals 49 Jahren an Alzheimer. Lea-Sophie wohnte noch daheim, steckte mitten in ihrer Weiterbildung und lernte gerade das Berufsleben kennen – und mit einem Mal war sie für ihre Mutter verantwortlich. Die beiden älteren Schwestern waren schon ausgezogen.
»Ich dachte, ich muss das allein schaffen«, sagt Lea-Sophie. Vor drei Jahren fand sie zu den Demenz-Buddies von desideria, einer Gruppe für junge Angehörige von Menschen mit Demenz. Der Austausch mit Gleichgesinnten gibt ihr Kraft für den Alltag und hilft ihr, ihren Weg zu finden, in der Begleitung ihrer Mutter und in ihrem eigenen Leben. Heute sagt sie: „Ich hätte gerne früher gewusst, dass man sich nicht scheuen muss, nach Hilfe zu fragen und Unterstützung anzunehmen.“ Hier erzählt sie von ihren Erfahrungen.
Meine Herausforderung
Anfang 2019 hat es angefangen, dass ich bei meiner Mama Veränderungen bemerkt habe. Mein Vater und sie hatten sich getrennt und es war eine schwierige Zeit. Mama hat sich sehr zurückgezogen, meine beiden Schwestern und ich sind kaum an sie herangekommen. Sie hat alles auf die Trennung geschoben und meinte, sie hätte eine Depression. Wir Schwestern haben uns aber solche Sorgen gemacht, dass wir für sie einen Termin bei einer Neurologin ausgemacht haben. Nach etlichen Tests an der Uniklinik Ulm stand im Frühjahr 2021 dann die Diagnose Alzheimer fest.
Ich habe das überhaupt nicht glauben können. Ich dachte, Alzheimer bekommen nur Menschen in hohem Alter. Auch die ersten Veränderungen habe ich nicht verstanden. Mama ging beispielsweise einkaufen und kam ohne Einkauf zurück. Ich dachte, sie will mich veräppeln. Aber dass sie es wirklich vergessen hatte, verstand ich damals nicht. Von Anfang an waren meine beiden Schwestern und ich für Mama verantwortlich. Aber ich war die einzige, die noch zu Hause wohnte und so trug ich im Alltag die komplette Verantwortung für Mama, für ihren Alltag, für den Haushalt. Damals war ich 22 Jahre und noch gar nicht dazu bereit, für einen anderen Menschen Verantwortung zu übernehmen, aber ich hatte keine Wahl. Ich dachte auch, ich muss das allein schaffen.