Die 74-jährige Agnes Kennel* lebt seit 16 Jahren allein in einer Dreizimmerwohnung in Miete. Sie lebt unauffällig und hat nie irgendwelche Probleme bereitet. Anja Huber*, Eigentümerin und Verwalterin des Mehrfamilienhauses, ist Frau Kennel nie persönlich begegnet, es gab keinen Anlass dazu.
Bis im vergangenen September, als Frau Huber der Mieterschaft brieflich mitteilte, dass es Veränderungen gegeben habe und sie die Verwaltung der Liegenschaft nun persönlich übernehmen werde. Bei Problemen solle man sich direkt an sie wenden.
Daraufhin meldete sich Frau Kennel und fragte, was sie mit diesem Brief anfangen soll. Der sei einfach zur Kenntnisnahme, riet ihr Frau Huber. «Bei mir ist nämlich die Toilette verschmutzt», entgegnete Frau Kennel.
Das sei eigentlich kein Grund anzurufen, das WC müsse sie schon selbst putzen, antwortete Frau Huber.
Nur wenig später meldete sich Frau Kennel erneut, diesmal berichtete sie von einer defekten Toilette. Weil es Wochenende war, musste Frau Huber einen Notservice kontaktieren. «Ich bat Frau Kennel, sich bei mir zu melden, sobald der Installateur eine Einschätzung und ein Angebot gemacht hat, natürlich würden wir die Kosten übernehmen.»
Der Handwerker muss die Unsicherheit der alten Frau erkannt haben, denn er knöpfte ihr vor Ort 2000 Franken ab, ohne dass Frau Huber vorgängig über irgendetwas informiert worden wäre. «Der war ein richtiges Schlitzohr, hat kaum etwas repariert und als Folge war das ganze Haus eine Zeit lang ohne Wasser.»