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Meine Mutter hat Demenz (5)

Meine Mutter vergisst das Essen

Eine alte Frau steht vor einer Pferdeweide.

Markus Frutigs Mutter am Silvester 2014: Sie fühlte sich zu diesem Zeitpunkt gut erholt. Bild Inoveris

Nach erholsamen Weihnachtsferien starteten Markus Frutig und seine Mutter das Jahr 2015 mit frischem Mut. Aus Büchern hatte er viele Anregungen, ihr Leben trotz Demenz sorgenfreier zu gestalten. Die Umsetzung war aber nicht immer leicht – etwa bei der gesunden Ernährung.

Von Markus Frutig

Das Jahr 2015 begann mit großem Elan und neuem Mut, die beginnenden Herausforderungen rund um die demenziellen Veränderungen meiner Mutter anzupacken. Gerade mit Musik wurden all ihre Sinne aktiviert und sie war besonders motiviert, aktiver zu werden und nicht so viel Zeit im Bett zu verbringen. Denn meine Mutter hatte sich während unserer Weihnachtsferien in Ägypten bei Gesellschaft und guter Musik besonders wohlgefühlt und war mit allen Sinnen aufgeblüht.

Musik und Quizrunde als Gedächtnistraining

In dieser Zeit begann meine Mutter auch, zu jedem Musikstück zu dirigieren. Damit verblüffte sie andere, wie genau ihr Taktgefühl und vor allem der krönende Schlussakkord saß.

Ich entschloss mich, meine Mutter regelmäßig und mehr Musik hören zu lassen.

Wichtig war dabei, nicht nur einfach Musik zu hören. Vielmehr nutzten wir die Gelegenheit für eine Quizrunde, bei der ich meine Mutter nach dem Namen des Komponisten und des Musikstücks fragte. Diese Art Gedächtnistraining bereitete ihr sichtlich Vergnügen und wir haben das seither mit Erfolg beibehalten, um sie zu aktivieren, gute Laune herbeizuzaubern und nebenbei ihre Gehirnzellen zu fordern.

Regelmäßiger Tagesablauf ist wichtig

Ein weiterer Vorsatz im neuen Jahr war, einen möglichst regelmäßigen Tagesablauf einzuhalten. In verschiedenen Fachartikeln las ich nämlich, dass bei Demenz nicht nur der Orientierungssinn gestört ist, sondern neue oder unregelmäßige Tätigkeiten zu Unsicherheit und Verwirrung führen können. Also ganz und gar nicht gut für das Wohlbefinden – und ein Risiko, die Demenz in ihrer Komplexität weiter zu verschlimmern.

Über den Autor

Markus Frutig (*1967) ist Kommunikationsexperte, Fachjournalist und Chefredaktor. Daneben ist er seit über 21 Jahren als zertifizierter Ernährungs- und Energiemedizin-Berater tätig.

Da ich in der nächsten Zeit öfters bemerkte, dass sich meine Mutter immer weniger selbst ihr Frühstück oder Mittagessen mit den von mir bereitgestellten Lebensmitteln zubereitete, machte ich mir Gedanken, wie wir das lösen könnten, ohne «Essen auf Rädern» bestellen zu müssen.

Denn wir sind beide als Hobbyköche und Gourmets – meine Mutter hatte mir das Kochen, Backen und Haushaltswissen bereits im Kindesalter beigebracht – keine Fans von Fertig- oder Tiefkühlgerichten. Doch guter Rat war teuer.

Ist ein Haushaltsplan die Lösung?

Meine Mutter lässt sich nicht so leicht von den Kochkünsten anderer begeistern und liebt gutes Essen. Bestimmte Spezialitäten will sie nur von mir zubereitet haben: Zürcher Geschnetzeltes, Ratatouille, Zürcher «Öpfelwäie» oder «Gschwellti» (gekochte Kartoffeln) mit einem leckeren Salat. Aber außer «Gschwellti» mit Salat hat sie schon lange keine Gerichte mehr selbst zubereitet. In Ägypten hatten wir uns einfach durchs Buffet geschlemmt, wo die Lieblingsgerichte meiner Mutter angeboten wurden.

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Zuhause planten wir das Abendessen gemeinsam und ich stellte für den nächsten Tag die Zutaten für Frühstück und Mittagessen bereit. Am Wochenende kam meine Mutter zu mir in die Wohnung und wir kochten aufwändiger, wobei meine Mutter tatkräftig mithalf. Zusammen klappte das wunderbar – aber alleine machte sie sich immer seltener etwas Nahrhaftes.

Daher stellte ich mit meiner Mutter einen Haushaltsplan ähnlich eines Schulstundenplans auf, den ich ihr an die Küchentür klebte.

Hier hielten wir für jede Woche fest, welche Vitamine sie täglich zu sich nehmen und wie viele Gläser Wasser sie trinken sollte – inklusive des täglichen Apfels. Aber es ist leider so eine Sache mit Plänen: Machen kann sie jeder, aber einhalten? Denn öfters waren die Vitamindöschen abends immer noch voll oder die Äpfel unberührt, weil meine Mutter vergaß, dass auf dem Küchentisch alles bereitlag. Das bereitete mir Sorgen.

Wertvolle Nachbarschaftshilfe

Bei einem gemeinsamen Sonntagskaffee mit meiner Mutter und ihrer Nachbarin Hedy kamen wir auf dieses bis dahin noch ungelöste Thema mit dem Essen. Hedy bot uns spontan an, dass sie als Pensionärin Zeit hätte und gerne bei meine Mutter vorbeischauen könnte, ob sie gefrühstückt hätte. Mittags könnte sie problemlos an zwei oder drei Tagen pro Woche eine Portion Salat und Mittagessen vorbeibringen.

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Wir waren begeistert und dankbar, dass sich so eine wunderbare Möglichkeit auftat. Dazu durch unsere geschätzte Nachbarin und ihren Mann, die mit meiner Mutter schon seit über vierzehn Jahren befreundet waren. Damit hatte sich eine fantastische Lösung gefunden, die wir in die Tat umsetzten. (Fortsetzung folgt)


Herzlichen Dank an den Autor Markus Frutig und die Redaktion von Helvetic Care für die Gelegenheit der Zweitverwertung dieses Beitrags.