Pauline Boss hat in ihrem Buch «Da und doch so fern» sieben Richtlinien aufgestellt, die Angehörigen wichtige Hilfe geben im Umgang mit Demenzkranken.
Buchtipp
Ausführlichere Beschreibungen zu den sieben Richtlinien und viele weitere wertvolle Tipps und konkrete Beispiele zum Umgang mit Demenzkranken finden Sie im Buch oder Hörbuch «Da und doch so fern» von Pauline Boss (herausgegeben von Irene Bopp-Kistler und Marianne Pletscher).
1. Suchen Sie nach Sinn
Wenn Ihr geliebter Mensch zwar physisch da, aber psychisch doch nicht da ist, und dieser Zustand andauert, dann kann man nur schwer einen Sinn in der Beziehung sehen. Alles, was Sie glaubten, im Griff zu haben, ist jetzt verwirrend.
Trotz dieser Verwirrung ist es wesentlich, Sinn zu finden, um nicht in Hilflosigkeit und Hoffnungslosigkeit zu versinken. Versuchen Sie zu akzeptieren, dass Ihre Beziehung auf seltsame Weise verloren ist, und doch noch besteht. Vielleicht hilft der Gedanke, dass Ihr eigenes Leben auch aus Widersprüchen besteht.
2. Kontrolle und Akzeptanz ausbalancieren
Pflegen Sie einen Demenzkranken, so brauchen Sie etwas, was Sie kontrollieren können, um auszugleichen, was Ihrer Kontrolle entgleitet. Treffen Sie sich zum Beispiel an einem festen Tag in der Woche mit einer Freundin zum Abendessen oder schauen Sie ungestört Ihre Lieblingssendung.
3. Entwickeln Sie Ihre Persönlichkeit weiter
Wer sind Sie, nun, da die Demenz in Ihre Beziehung eingedrungen ist? Sind Sie immer noch verheiratet, wenn Ihr Mann/Ihre Frau Sie nicht mehr erkennt? Definieren Sie Ihre Rollen neu.
Als Ehefrau sind Sie jetzt vielleicht auch noch das Familienoberhaupt, die Ernährerin, die Geldverwalterin und Chauffeuse. Als Ehemann sind Sie der Versorger, der Koch, der Hausmann, zusätzlich zu allem, was Sie vorher schon waren. Wer sind Sie, außer dass Sie jemanden betreuen?
4. Mit gemischten Gefühlen leben
Wenn Sie einen demenzkranken Angehörigen betreuen, ist es normal, auch Wut und Schuld zu fühlen. Auch der Wunsch, dass alles vorbei sein möge, ist normal. Aber es ist inakzeptabel, wenn Sie sich selbst oder die Person, die Sie pflegen, verletzen.
Reden Sie offen mit einem Therapeuten oder Gleichgesinnten über Ihre schlimmsten Gefühle. Sie werden überrascht sein, wie viele andere ab und zu das Gleiche gegenüber der Person empfinden, die Sie pflegen.
5. Festhalten und loslassen
Aufgrund der Erkrankung ist die Bindung an den geliebten Menschen einseitiger geworden. Die Bindung anpassen heisst, einen Mittelweg zu finden: Sie betrachten Ihre Beziehung nicht als zerbrochen, aber Sie leugnen auch nicht, dass sie weniger sicher ist. Die beeinträchtigte Beziehung ist ein Resultat der Krankheit und nicht Ihre Schuld oder die der kranken Person.
6. Neue Hoffnungen und Träume finden
Alle brauchen Hoffnung, um stark zu bleiben. Es ist wichtig, dass Sie während der Betreuung auch dazu in der Lage sind, sich vorzustellen, wie Ihre Zukunft aussehen könnte – mit neuen Verbindungen, neuen Hobbys, neuen Reiseplänen, neuen Fähigkeiten und neuen Beziehungen.
7. Nehmen Sie sich Zeit für sich selbst
Tun Sie dem Menschen, den Sie betreuen, einen Gefallen: Nehmen Sie sich Zeit innezuhalten. Hören Sie auf, kontrollieren zu wollen, was sich nicht kontrollieren lässt. Auf sich selbst zu achten ist nicht egoistisch. Tun Sie es für die Person, die Sie lieben. Sie ist darauf angewiesen, dass Sie gesund und stark bleiben. Es gibt Zeiten, in denen Ihr Leben als betreuende Angehörige so anstrengend ist, dass Sie professionelle Hilfe brauchen. Wenden Sie sich frühzeitig an den Hausarzt oder Spezialisten