«Sie hat 60 Jahre lang alles für mich gemacht. Jetzt mache ich alles für sie», sagt ein Teilnehmer der Gruppe «Meine Frau hat Demenz». Die Männergruppe trifft sich einmal im Monat in Wien. Hier können sich die Teilnehmer über ihren Alltag mit ihren von Demenz betroffenen Frauen austauschen.
Die Gruppe gibt den Männern Halt, sie bekommen Verständnis und Anerkennung. Niemand kann so gut nachvollziehen, was es bedeutet, «24 Stunden am Tag, sieben Tage die Woche» für die demenzbetroffene Frau über Jahre hinweg da zu sein, wie die Teilnehmer dieser Gruppe.
Dass sich Männer der Pflege ihrer Frauen annehmen, ist nichts Selbstverständliches.
Wenn wir von Angehörigenpflege sprechen, gehen wir zumeist von Frauen aus. Und es stimmt: Die meisten Menschen mit Demenz werden zuhause von Frauen gepflegt. Männern mutet die Gesellschaft diese Arbeit offenbar nicht zu und es wird nicht erwartet, dass sie Pflegeaufgaben übernehmen. So wundert es nicht, dass wir kaum davon hören, dass rund 25 Prozent der pflegenden Angehörigen Männer sind.
Wenn Männer die Pflege übernehmen, wird allgemein davon ausgegangen, dass sie sich dabei auf die Organisation beschränken und körpernahe Hilfe, wie waschen und anziehen, an professionelle Dienste delegieren. Ein Irrtum, der sich hartnäckig hält und sich daraus ergibt, dass Männer kaum von sich aus über Tätigkeiten wie Körperpflege sprechen. Das passt so gar nicht in das Bild eines traditionellen Mannes und dennoch tun sie es.
Da die gesellschaftliche Verpflichtung zur Angehörigenpflege bei Männern nicht gegeben ist, können sie sich bewusst freier für die Übernahme der Pflege entscheiden und führen als Hauptmotiv dafür die Liebe zu ihren Frauen an. Deshalb sind sie jedoch nicht weniger belastet.
Generell gilt die Pflege und Betreuung von Menschen mit Demenz als besonders belastend. Folglich benötigen An- und Zugehörige Unterstützung bei der Bewältigung ihres Pflegealltags, die sie in moderierten Gesprächsgruppen finden können.
Zumeist werden Männer in der Angehörigenpflege tätig, wenn sie selbst schon um die 80 Jahre alt sind und ihre Partnerinnen pflegebedürftig werden. Demenz ist der häufigste Grund für Pflegebedürftigkeit, weshalb die Männergruppe genau dort ansetzt und das männliche Pflegeengagement im Fall einer Demenz unterstützt.
Ein wichtiger Beitrag zu mehr Geschlechtergerechtigkeit in der Pflege, wird Sorgearbeit über die gesamte Lebensspanne hinweg doch immer noch überwiegend von Frauen unentgeltlich geleistet. «Früher durfte ich nicht einmal einen Kamillentee machen und jetzt bin ich der Chef in der Küche», berichtet ein Teilnehmer.