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Angehörige auf der Pflegestation

Nicht der Angehörige ist schwierig, sondern die Situation

Der Eintritt in ein Heim ist für den Betroffenen und seine Angehörigen mit vielen Umstellungen und Emotionen verbunden. Bild Dominique Meienberg

Wenn es zu Hause nicht mehr geht, geben Angehörige einen vertrauten und geliebten Menschen in fremde Hände. Vor allem am Anfang des Aufenthaltes ist eine gewisse Skepsis der Institution gegenüber normal.

Bei der Betreuung und Pflege von Menschen mit Demenz steht das Pflegepersonal stets in Kontakt mit den Angehörigen. Dabei sind nicht alle Angehörigen gleich. Manche brauchen mehr Aufmerksamkeit als andere: Sie rufen vermehrt an, stellen dem Pflegepersonal Fragen oder möchten täglich über das Geschehen informiert werden.

Solche Angehörigen werden gerne als «schwierig» bezeichnet. Doch was heisst eigentlich «schwierig»? Gibt es den «schwierigen Angehörigen» wirklich?

Die Entscheidung, den Ehemann oder die Ehefrau, die Mutter, den Vater oder andere Verwandte in ein Heim zu geben, ist schwierig. Die Angehörigen geben einen vertrauten, geliebten Menschen in fremde Hände.

Dass dabei eine gewisse Skepsis dem Heim gegenüber besteht, ist verständlich, denn die Angehörigen kennen den Erkrankten so gut wie niemand sonst. Die Bewohner der Sonnweid können in der Regel Entscheidungen nicht mehr selbständig treffen.

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Die Angehörigen übernehmen die Verantwortung. Sie wissen, wie die Mutter ihren Tee mag, dass der Vater am Morgen gerne die Zeitung liest, oder dass der Ehemann am Abend vor dem Zubettgehen stets noch ein Bier trinkt. Sie wissen, dass die Ehefrau schnell friert oder die Mutter viel Wert auf ihr Äusseres legt. 

Doch wird das Pflegepersonal auf solche Wünsche Rücksicht nehmen? Es ist nur allzu gut verständlich, dass Angehörige aus diesem Grund gerne nachfragen, wie es nun mit dem Erkrankten läuft, ob ihre Gewohnheiten berücksichtigt werden und ob sie sich wohlfühlen.

Unsere Aufgabe als Fachkräfte ist es, die Wünsche und Anliegen der Angehörigen zu hören und wenn möglich zu erfüllen. Dabei steht die Kommunikation im Vordergrund. Unser Ziel muss «Transparenz und Information» heissen. Wie gehen wir mit dem Erkrankten um, wie geht es ihm? Was können wir erfüllen, und wo gibt es vielleicht Grenzen?

Durch eine gute Kommunikation können wir zu den Angehörigen ein Vertrauensverhältnis aufbauen und Sicherheit vermitteln. So kann eine offene Kommunikationskultur und auch eine emotionale Ebene aufgebaut werden.

Zusammen können wir die schönen und lustigen, aber auch die traurigen Erlebnisse teilen und uns stets auf Augenhöhe begegnen. Von dieser Vertrauensbasis profitieren nicht nur wir als Fachpersonen, sondern auch die Angehörigen und schliesslich auch die Bewohner.

Nach dem grossen Schritt, den an Demenz erkrankten Partner, den Vater oder die Mutter ins Heim zu geben, werden viele Angehörige von Schuldgefühlen gequält. Hätte ich es nicht doch noch schaffen können? Habe ich meinen Partner verraten? Habe ich ihm nicht bei der Ehe die ewige Treue in guten und in schlechten Zeiten versprochen?

Mit Schuldfragen geht das schlechte Gewissen einher. 

Die Angst, dass der Partner oder die Mutter nicht gut versorgt wird, kumuliert mit dem nagenden Gedanken, gar noch daran schuld zu sein. Es gibt auch Schuldzuweisungen oder Schwierigkeiten innerhalb der Familie. Die Meinungen darüber, was für den Erkrankten das Richtige ist, gehen auseinander. Dann kann es sein, dass das Pflegepersonal zur Wahrung der eigenen Interessen eingespannt wird. 

«Es macht Menschen krank, wenn sie mit ihren Problemen allein gelassen werden. Deshalb ist es gut, dass es demenzjournal.com gibt.»

Gerald Hüther, Hirnforscher und Bestsellerautor

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Das Pflegepersonal kann solche intrafamiliären Konflikte nicht lösen. Solche Situationen können tatsächlich schwierig werden. In diesen Fällen versuchen wir als Fachkräfte wiederum, offen zu kommunizieren und uns keinesfalls einzumischen oder gar Partei zu ergreifen. Wir müssen professionell sein und unser Ziel, nämlich das Wohl des Patienten, stets im Vordergrund behalten.

Der Eintritt in ein Heim ist für den Betroffenen und seine Angehörigen mit vielen Umstellungen und Emotionen verbunden. Es entsteht eine neue Situation, die bei allen Beteiligten viele offene Fragen aufwirft. Ich vertrete an dieser Stelle die These, dass diese Situation schwierig ist, und nicht der Angehörige selbst. Als Fachkräfte ist es unsere Aufgabe, Konflikte zu entschärfen und für alle einen guten Weg zu finden.

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