Die Angehörigen übernehmen die Verantwortung. Sie wissen, wie die Mutter ihren Tee mag, dass der Vater am Morgen gerne die Zeitung liest, oder dass der Ehemann am Abend vor dem Zubettgehen stets noch ein Bier trinkt. Sie wissen, dass die Ehefrau schnell friert oder die Mutter viel Wert auf ihr Äusseres legt.
Doch wird das Pflegepersonal auf solche Wünsche Rücksicht nehmen? Es ist nur allzu gut verständlich, dass Angehörige aus diesem Grund gerne nachfragen, wie es nun mit dem Erkrankten läuft, ob ihre Gewohnheiten berücksichtigt werden und ob sie sich wohlfühlen.
Unsere Aufgabe als Fachkräfte ist es, die Wünsche und Anliegen der Angehörigen zu hören und wenn möglich zu erfüllen. Dabei steht die Kommunikation im Vordergrund. Unser Ziel muss «Transparenz und Information» heissen. Wie gehen wir mit dem Erkrankten um, wie geht es ihm? Was können wir erfüllen, und wo gibt es vielleicht Grenzen?
Durch eine gute Kommunikation können wir zu den Angehörigen ein Vertrauensverhältnis aufbauen und Sicherheit vermitteln. So kann eine offene Kommunikationskultur und auch eine emotionale Ebene aufgebaut werden.
Zusammen können wir die schönen und lustigen, aber auch die traurigen Erlebnisse teilen und uns stets
auf Augenhöhe begegnen. Von dieser Vertrauensbasis profitieren nicht nur wir als Fachpersonen, sondern auch die Angehörigen und schliesslich auch die Bewohner.
Nach dem grossen Schritt, den an Demenz erkrankten Partner, den Vater oder die Mutter ins Heim zu geben, werden viele Angehörige von Schuldgefühlen gequält. Hätte ich es nicht doch noch schaffen können? Habe ich meinen Partner verraten? Habe ich ihm nicht bei der Ehe die ewige Treue in guten und in schlechten Zeiten versprochen?
Mit Schuldfragen geht das schlechte Gewissen einher.
Die Angst, dass der Partner oder die Mutter nicht gut versorgt wird, kumuliert mit dem nagenden Gedanken, gar noch daran schuld zu sein. Es gibt auch Schuldzuweisungen oder Schwierigkeiten innerhalb der Familie. Die Meinungen darüber, was für den Erkrankten das Richtige ist, gehen auseinander. Dann kann es sein, dass das Pflegepersonal zur Wahrung der eigenen Interessen eingespannt wird.