Umfragen zur Stimmungslage der Schweizer Bevölkerung im Herbst 2020 zeigen, dass die durch das Coronavirus ausgelöste Krise stärker aufs Gemüt der Menschen drückt. Die Wintermonate sind für viele bereits in «normalen» Jahren anspruchsvoll. Dieser Effekt wird durch die Pandemie-Erfahrung verstärkt.
Wir stehen als Gesellschaft vor einer Situation, die wir nie üben konnten und in der bekannte Verhaltensmuster nicht greifen.
Das macht unsicher. Viele Menschen reagieren mit Ängsten und Sorgen. Der Verlust von Kontrolle über unseren Alltag kann uns aus dem Gleichgewicht bringen.
Erfreulich ist: Die durchschnittliche Lebensqualität ist während der ganzen Pandemiephase auf hohem Niveau. Doch es gibt auch einige Zahlen, die beunruhigen:
- 5 bis 7 Prozent der Befragten geben an, unter hoher psychischer Belastung zu stehen.
- Jede 8. befragte Person berichtet über Energielosigkeit. Etwas mehr (16 Prozent) waren es zu Beginn des Lockdowns und im November. Diese Schwankungen sind teilweise vermutlich zu begründen durch saisonale Effekte.
- Vor allem in der Zeit des Lockdowns war das Gefühl von Einsamkeit stark verbreitet: Über 8 Prozent berichteten, sich (sehr) häufig einsam zu fühlen. In den Sommermonaten ist dieser Anteil auf 3 Prozent gesunken. Mittlerweile liegt der Anteil wieder bei 7 Prozent. Personen, die allein leben, sind besonders stark betroffen (bis zu 19 Prozent).
- Auch die 18 bis 29-Jährigen waren im Lockdown mit 16 Prozent besonders häufig von Einsamkeit betroffen. In den anderen Altersgruppen waren es jeweils zwischen 5 und 10 Prozent.
Untersuchungen zu Covid-19 und psychischer Gesundheit zeigen aber auch, dass kein einheitliches Reaktionsmuster auf die Krise existiert. Die Folgen reichen von einer starken Zunahme psychischer Belastungssymptome über eine hohe Resilienz bis zu positiven emotionalen Effekten.
Es scheint, dass weniger soziodemografische Faktoren relevant sind, sondern vielmehr die spezifischen Lebensumstände.
Corona-bedingte Vereinbarkeitsprobleme, Jobunsicherheit, finanzielle Probleme und Zukunftsängste können die psychische Gesundheit beeinträchtigen; alleinlebende oder sozial isolierte Personen sind stärker gefährdet.