alzheimer.ch: Sie sind beim Netzwerk Demenz beider Basel für den Wissenstransfer verantwortlich. Was beschäftigt Sie in diesen Tagen?
Aimée Fehr-Spring: Die Bewirtschaftung der Sozialen Medien und Gespräche mit Vertretern anderer Organisationen. Man muss den Austausch pflegen, Synergien schaffen, sonst bewegt man sich in Parallelwelten.
Schlussendlich haben wir das gleiche Ziel vor Augen: Bessere Betreuung und Pflege, mehr Lebensqualität für Betroffene. Wir sind gerade im Gespräch wegen einer Projektzusammenarbeit im Bereich Lehrvideos und beschäftigen uns mit dem Aufbau einer Datenbank. Wir brauchen da eine gute Lösung, denn schliesslich soll sie einen Mehrwert bieten im Vergleich zu dem, was schon existiert.
Was schwebt Ihnen vor? Wie wollen Sie sich von anderen Demenz-Plattformen unterscheiden?
Unsere Plattform ist für Praktiker (Hausärzte) und für sonstige Berufstätige, die im Rahmen ihrer Tätigkeit mit dem Thema Demenz zu tun haben. Entsprechend sollen die Beiträge praxisrelevant sowie kurz und bündig sein.
Zeitmangel wurde in Interviews mit unseren Mitgliedern meist als grösstes Hindernis bei der Weiterbildung genannt.
Ausserdem ist es uns ein grosses Anliegen, möglichst barrierefreie Demenzinformation anzubieten. Viele Mitarbeiter in Pflegeeinrichtungen oder Spitex, gerade auch auf Stufe Pflegehelfer, verfügen nicht über ausreichend Deutschkenntnisse, um von den angebotenen Demenzinformationen wirklich profitieren zu können.
Netzwerk Demenz beider Basel
Der Verein Netzwerk Demenz beider Basel dient als Plattform für die strategische Vernetzung und den interprofessionellen Austausch von Praktikern im Demenzbereich. Nebst der Funktion als gemeinsame Schnittstelle gehört auch der science-to-practice Wissenstransfer zu den zentralen Aufgaben. Das Netzwerk bietet praxisnahe Veranstaltungen, erstellt Dokumentationen in «einfacher Sprache», startet im Oktober mit der Multiplikatoren-Ausbildung für innerbetrieblichen Wissenstransfer.
Wie bringt man die Berufsleute dazu, sich Zeit zu nehmen und sich über Demenz zu informieren?
Indem wir die Informationen berufsrelevant, niederschwellig, kurz und bündig halten. Ausserdem benutzen wir verschiedene Kanäle, um verschiedenen Zielgruppen gerecht zu werden. Wir verwenden teilweise bewusst eine einfache Sprache, um möglichst barrierefreie Demenzinformation anbieten zu können.
Ausserdem entwickeln wir Informationsmaterial für den internen Gebrauch in Altersinstitutionen, damit sich der Wissenstransfer leichter in den Arbeitsalltag integrieren lässt.
Hausärzte sind an einer sehr wichtigen Schnittstelle. Wie erreichen Sie diese vielbeschäftigen Personen?
Es ist sehr wichtig, dass Hausärztinnen und Hausärzte in unserem Vorstand vertreten sind. Christian Gürtler-Plattner ist Hausarzt und Vorstandsmitglied der Vereinigung der Hausärztinnen und Hausärzte beider Basel. Dank ihm finden wir den Zugang zu Weiterbildungsangeboten.
Wir sind sehr darauf bedacht, unsere Inhalte auf das jeweilige Zielpublikum ausgerichtet zu gestalten.
Auch Hausärztinnen und Hausärzte sind oft in Zeitnot. Sie sind dankbar für anwendungsorientierte Informationen.
Der grössten Teil Ihres Zielpublikums dürften die Pflegenden ausmachen …
Rund 70 Prozent unseres Zielpublikums sind Pflegehelferinnen und Pflegeassistentinnen. Für viele unter ihnen gibt es einige Barrieren zu überwinden, um sich das für sie relevante Demenzwissen zu erschliessen. Zugleich ist es jedoch auch die Gruppe von Berufstätigen, die mitunter den meisten direkten Kontakt mit Menschen mit Demenz hat. Guter Wissenstransfer für diese Zielgruppe ist uns deshalb ein grosses Anliegen.
Wie erreichen Sie diese Personen?
Indem wir von Anfang an Vertreterinnen dieser Gruppe in die Entwicklung miteinbeziehen. Wir haben eine wirklich tolle und motivierte Gruppe von Pflegehelferinnen und Pflegehelfern, die uns dabei unterstützen, ein praxisnahes und passendes Angebot für diese Gruppe von Berufstätigen zu entwickeln.
Wo muss man einklinken, wenn man diese Informationen und Vorhaben in die Spitäler bringen will? Wer sind Ihre Ansprechpartner?
Pflegewissenschaftler und Bildungsbeauftragte in den Spitälern sind sehr gute Ansprechpartner. Weitere Ansprechpersonen sind Demenzverantwortlichen in den Institutionen. Sie kümmern sich in Spitälern und Heimen um Fragen, die im Zusammenhang mit Demenz auftauchen. Diese Demenzverantwortlichen unterstützen wir in ihrer Funktion mit der Multiplikatoren-Ausbildung. Dort vermitteln wir zusätzlich Methoden und Strategien für den betriebsinternen Wissenstransfer.