Alle Hände voll zu tun im Kellerwerk - demenzjournal.com

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Alle Hände voll zu tun im Kellerwerk

Werkstatt von Helen Keller in Trogen

In Zusammenarbeit mit dem Kellerwerk in Trogen entwickelt der Verein mosa!k in St.Gallen ein begleitetes Werkstatt-Angebot für Menschen, die an einer Demenz erkrankt sind. alzheimer.ch/Marcus May

Bei der Behandlung von Demenz sind nicht-medikamentöse Massnahmen und Angebote wichtig. Das Werkstatt-Angebot des Vereins mosa!k fördert individuelle Ressourcen.

Das Kellerwerk von Helen Keller liegt linker Hand am Dorfeingang von Trogen im schönen Appenzellerland, unweit von St. Gallen. Ziemlich hübsch von aussen, beim Vorbeifahren: Ist es eine Brockenstube, ein hippes Café oder das Atelier einer Kunsthandwerkerin? Von allem ein wenig, nur dass man dort heute nichts kaufen kann.

Die rührigen Macherinnen des Vereins mosa!k nutzen seit einiger Zeit diesen Ort für ihr monatliches Werkstatt-Angebot. Zielgruppe sind jung- und frühbetroffene Menschen, die noch zu Hause leben und Freude haben am kreativen Arbeiten mit Holz, Farben und anderen Materialien. 

Jung- oder Frühbetroffen?

«Jungbetroffen von Demenz» meint Personen, die vor dem 65. Altersjahr an Demenz erkranken. «Frühbetroffen» bedeutet, dass sich die Demenzerkrankung in einem frühen Krankheitsstadium befindet, unabhängig vom Lebensalter. Diese Betroffenen verfügen noch über sehr viele Ressourcen und Fähigkeiten.

Das Hobby «mit den Händen etwas gestalten» oder «Werken» ist für viele Menschen eine lieb gewordene Gewohnheit. Durch eine Demenzerkrankung wird die selbständige Durchführung dieses Hobbys erschwert.

Die früher «mit links» erledigten Aufgaben werden zu komplex und überfordernd, es kommt zu Fehlleistungen und Frustrationen. Oft fehlen Antrieb und Motivation zum «aktiven Selber-Tun» und die Betroffene ziehen sich sozial zurück. 

Nicht so im Kellerwerk in Trogen – Viktor und Henry verbreiten gute Stimmung, kräftig unterstützt durch Helen Keller und den Begleiter Emanuel Marinello. Sie stehen um eine Werkbank herum, diskutieren, überlegen, verwerfen – dann alles wieder von vorn.

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Beruf

Arbeiten ist auch mit Demenz möglich, wenn die Betroffenen mit ihren Vorgesetzten und Kollegen neue Aufgaben finden können. weiterlesen

Es wird konzentriert gewerkt, Viktors grosse Hände bearbeiten Holz mit Schleifpapier, man merkt, er ist geübt darin und liebt, was er tut. Irgendwie. Darauf angesprochen, antwortet er nicht direkt, aber er lacht. Der aufgewirbelte Holzstaub legt sich langsam wieder.

Henry ist eher der Tüftler und Techniker, die Bohrmaschine liegt gut in der Hand, Helen vertraut ihm. Ihre Finger sind nur Zentimeter vom Bohrkopf entfernt, als Henry loslegt und eine zarte Porzellantasse durchbohrt.

Es riecht nach Holz, Kaffee und Kräutern. Das kommt im Video leider nicht rüber. Bald gibt es Mittagessen, Würste vom Grill und einen knackigen Salat. Am Nachmittag dann ein Bierchen zum Abschied. Es war für alle ein guter Tag.

Mosa!k

mosa!k ist ein junger, dynamischer und gemeinnütziger Verein mit Sitz in St. Gallen. Er bietet im Raum St. Gallen/Appenzell tagesstrukturierende Angebote für jung- und frühbetroffene Menschen mit Demenz an. mosa!k betreibt im Güterbahnhofareal in St. Gallen die Tagesstruktur «mosa!k im Lattich» und bietet verschiedene Halbtagesangebote für ihre Zielgruppen an, wie zum Beispiel eine Wandergruppe für Menschen mit Demenz, unterstützte Gesprächsgruppen für Menschen mit Demenz, Trommelworkshops und Museumbesuche. Speziell an den mosa!k-Angeboten ist, dass diese ganz nach dem Motto «mit uns – nicht über uns» in Zusammenarbeit mit den an Demenz erkrankten Menschen entstehen und fortlaufend evaluiert und optimiert werden.

mosa!k – unterstützte Selbsthilfe

Tagesstrukturierende Angebote für früh betroffene alzheimer.ch/youtube