Stellen Sie sich vor, Sie besuchen Ihre betagte Mutter im Pflegeheim. Ihr Leben ist schon sehr ausgefüllt mit Beruf, Kindern, Partner, Haus, Garten und Hund. Trotzdem nehmen Sie sich noch mindestens zweimal die Woche Zeit für einen kurzen Besuch.
Seit einiger Zeit beschwert sich Ihre Mutter immer öfter über unfreundliches Personal, gestohlene Zeitungen, Probleme mit dem Essen oder fehlende Aktivitäten. Bei Ihrem heutigen Besuch schimpft sie: «Ich habe die ganze Nacht nicht geschlafen. Nie kommt jemand! Da kannst du halb tot am Boden liegen, und niemand würde es merken.» Im ersten Moment sind Sie verärgert oder betroffen über die Anschuldigungen und versuchen sich zu verteidigen. Ihre Erklärungen verstören Ihre Mutter aber nur noch mehr.
In solchen Situationen kann einfühlende Kommunikation sehr entlastend sein. Naomi Feil, Begründerin dieser Kommunikationsmethode, sagt: «‹Validation› bedeutet ‹für gültig erklären›».
Wir respektieren die Realität unseres Gegenübers und reagieren mit Wertschätzung und Empathie.
Das heisst, wir versuchen uns in die Perspektive des andern Menschen zu versetzen, um zu verstehen, was er uns tatsächlich mitteilen will. Menschen mit kognitiven Einschränkungen drücken ihre Bedürfnisse und Ängste oft mit andern Worten aus. Deshalb hilft nachfragen, bestätigen, umformulieren, sich ganz einlassen auf die andere Person.