Von Vera Berisha
Ich hatte Spätdienst, gegen 21 Uhr sass ich im Stationszimmer und schrieb Pflegeberichte. Es klopfte es an der offenen Stationszimmertür. Ein junger Bewohner, er war etwas mehr als 50 Jahre alt, stand da und sagte: «Liebes, was machst du denn da? Wie siehst du überhaupt aus in dem Schlabberlook? Wo ist dein schönes Kleid?»
«Ich trage bei der Arbeit keine Röcke», sagte ich. «Ich brauche etwas Bequemes, damit ich mich frei bewegen kann.»
«Warum trage ich das Pyjama? Du weisst schon, dass du um diese Uhrzeit nicht ins Büro gehörst und ich nicht ins Bett.»
«Wo gehören wir denn hin?»
«Liebes, wir sind noch jung, knackig und frisch! Wir gehören in eine Disko und bestimmt nicht ins Bett oder ins Büro».
«Unter der Woche haben die lässigsten Ausgehbuden zu. Die sind erst am Wochenende offen.»
«So ein Mist! Warum meinen alle, dass die Nacht zum Schlafen da ist? Das ist so ein Blödsinn! Die Nacht ist zum Feiern da! Schlafen kann man genug, wenn man gestorben ist.»
«Wären Sie jetzt gerne in der Disko?»
«Ja, Liebes! In einer Bude, wo rassige Musik läuft und es etwas Leckeres zum Trinken und zum Knabbern gibt.»