Wer pflegt uns in Zukunft? Wer pflegt uns heute? Wer pflegte uns gestern? Wenn es eine Berufsgruppe auf die Titelseite der «Zeit» schafft, scheint Diskussionsbedarf vorhanden zu sein. Wenn es in der Schweiz eine Verfassungsinitiative zur Pflege gibt, scheint das Thema Aktualität zu haben.
Es gibt jedoch eine andere pflegerische Aktualität, die es weder auf die Titelseiten schafft noch in der Verfassungsinitiative vorkommt. Es geht um die Frage, was man unter Pflege versteht und wie das System Pflege funktionieren kann. Ich behaupte, dass derzeit viel dafür getan wird, dass es nicht funktioniert.
Die Langzeitpflege geht vor die Hunde.
Pflege findet mehr und mehr im Büro und nicht beim Kranken statt. Je höher der Ausbildungsgrad, desto weniger Patientenkontakt. Heute wird gemanagt, gecoacht, standardisiert, geskillt, beschrieben, dokumentiert – sogar wenn die delegierte Hilfskraft die Bettdecke aufschüttelt. Die Tätigkeiten werden dorthin verlegt, wo kein Bewohner stört: ins Büro.
Immer wieder lesen wir Aufforderungen, die Pflege müsse familienfreundlicher, entwicklungsfähiger und attraktiver gemacht werden. Ist dies möglich? Wenn ja, auf wessen Kosten? Pflegen findet beim Menschen und für den Menschen statt – 24 Stunden am Tag. Auch samstagabends, sonntagmorgens und montagnachts.
Die so wichtige pflegerische Beziehung kann nicht auf familienfreundliche Arbeitszeiten reduziert werden. Ich zweifle daran, dass sie mit einem zerstückelten 20-Prozent-Pensum möglich ist. Derzeit wird so getan, als ob der angeblichen Attraktivität des Berufes alles untergeordnet werden könne. Dies trifft genau die Menschen, die dafür verantwortlich sind, dass Pflege unattraktiv ist: die Kranken selbst.
Heute wechseln viele junge Pflegende nach der Lehre den Beruf.