Der Tanz
Herr B. steht schräg an einer Kommode, klammert sich daran fest und blättert in einer Illustrierten. Die Pflegerin will ihm seine Medikamente geben. Er lässt es anstandslos mit sich geschehen, schluckt und blättert weiter.
Wenn er sich hinsetzt, bekommt er etwas zu trinken. Er weigert sich und bleibt stehen. Sie versuchen es zu zweit, doch er lässt sich nicht bewegen. Eine der beiden umfasst seine Hände, beginnt rhythmisch zu zählen: Eins, zwei, eins, zwei, sie wiegt ihren Oberkörper hin und her.
Herr B. nimmt den Rhythmus auf – eins, zwei, eins, zwei. Es entsteht ein Tanz zwischen den beiden.
Langsam setzt er sich in Bewegung, folgt den leichten Schritten seiner Tanzpartnerin. Er darf sich zu den Frauen setzen. Das scheint für den Augenblick zu wirken, Herr B. strahlt übers ganze Gesicht.
wie eine katze
Herr D. sitzt allein auf dem Sofa. Er versucht aufzustehen und gibt nach zwei, drei Versuchen wieder auf. Hilft ihm denn niemand? Herr D. schafft es meistens allein. Die Pflege will es vermeiden, ihm dauernd unter die Arme zu greifen. Hier das richtige Mass zu finden ist schwierig, denn Herr D. ist sehr sturzgefährdet. Er fällt immer wieder hin, wenn man ihn einfach machen lässt.
Zum Glück ist er wie eine Katze, wenn er stürzt, er tut sich ganz selten weh dabei. Man muss ihn vor sich selbst schützen, die Balance finden zwischen aktiver Unterstützung und Beobachtung und erst dann eingreifen, wenn es nicht mehr anders geht. Einen eigenen Rollator hat er nicht, sonst würde er sich der Beobachtung entziehen und noch öfter hinfallen. Deshalb ist es besser, ihn in der Nähe zu behalten.