Salvatore Fazio (78) kam als junger Mann aus Sizilien in die Schweiz. In Grenchen begann er als Handlanger auf einer Baustelle. Nach einer Maurerlehre wurde er Vorarbeiter, Bauleiter und schließlich Bauunternehmer. Er hat Arthrose, einen hohen Blutdruck, Diabetes Typ 2 und leichtes Übergewicht. Nach mehreren Hirnschlägen bekam er die Diagnose Vaskuläre Demenz. Jetzt ist er im Unruhestand. Wenn eine Tür nicht sauber ins Schloss fällt oder die Espressomaschine nicht mehr so tönt, wie er sich das vorstellt, holt er seine Werkzeugtasche und macht sich ans Werk. Weil ihm die Demenz seine Geschicklichkeit geraubt hat, gelingen ihm die Reparaturen nicht, und das macht ihn wütend und aggressiv.
Carla Fazio (75) stammt aus Sizilien und kam als junge Fabrikarbeiterin in die Schweiz, wo sie Salvatore kennenlernte und ihn bald heiratete. Die beiden haben drei Kinder, die alle weggezogen sind und ihre Eltern nur sporadisch besuchen können. Carla ist die klassische italienische Mamma, die gute Seele im Haus, die sich um alles kümmert und epische Mahlzeiten zubereitet. Carla hat wie ihr Mann eine kurze Zündschnur: Sie reagiert emotional und oft auch laut auf die Taten ihres Mannes. Sie mahnt immer wieder an seinen Verstand und seine Vernunft – und macht damit Salvatore noch wütender.
Die Schubladen der Kommode im Schlafzimmer gleiten und schliessen nicht mehr so, wie es sich Salvatore vorstellt. Also macht er sich an die Arbeit: Er holt seine Werkzeugkiste, zieht alle Schubladen heraus und versucht sie mit dem Hammer zu richten. Er kann die Schubladen nicht wieder einsetzen; sie verkanten und klemmen – weil er sie vertauscht hat. Salvatore wirft eine Schublade fluchend auf den Boden und versucht es mit zunehmender Gewalt mit der nächsten Schublade. Carla hört sein Fluchen und kommt ins Schlafzimmer. »Mamma mia!«, ruft sie, nachdem sie die Bescherung gesehen hat: Ihre Kleider und ihr Schmuck liegen auf dem Boden. Ein heftiger Streit entsteht, danach weinen beide verzweifelt.